Wie sinnvoll sind Motivationstrainings?

Zuerst einmal etwas grundlegendes zur Motivation: Motivation bedeutet so viel wie „Beweggrund“, beschreibt also den Grund, etwas bestimmtes zu tun.

Würde es Dir wirklich einfallen, auf ein Seminar zu gehen, um Dir dort Gründe für etwas zu holen, das Du bislang grundlos angefangen hattest, um Dein weiteres Tun zu rechtfertigen? Würdest Du überhaupt etwas grundlos beginnen?

Der Grund für Deine Handlungen sollte allein oder vor allem bei Dir persönlich liegen. Dir persönlich muss niemand anderer einen Grund für Dein Tun geben, oder?

Wer eine Rechtfertigung für das sucht, was er tut und die nicht bei sich selbst findet, findet die auch nicht woanders.

Man kann Motiv auch etwas freier mit „Ziel“ übersetzen, denn der „Grund“ ist ja erreichen eines Zieles. Auch hier gilt, dass Du unbedingt EIGENEN Zielen folgen solltest. Wer keine eigenen Ziele hat, kommt mit durch Dritte „aufgedrückten“ Zielen meist auch nicht wirklich weit, denn diese sind selten von Dauer.

Welchen Sinn haben nun diese vielfach angebotenen Motivationstrainings oder Motivationsseminare?

Gedacht ist dabei, Führungskräfte und Manager, die zwar über grosses Fachwissen verfügen, aber nicht oder über zu wenig Begeisterungsfähigkeit, so zu konditionieren, dass diese in die Lage versetzt werden, ihre eigene Begeisterung zuerst einmal überhaupt zu entwickeln und dann auch an ihre Teams weiterzugeben, also einfach eine gewisse Portion Begeisterung in das Tagesgeschäft zu bringen. Hier macht ein Motivationstraining auch grossen Sinn, denn oft sind es eher die menschlichen Führungsqualitäten als das reine trockene Fachwissen, das den Erfolg eines Teams erst ermöglicht.

Was mitunter allerdings praktiziert wird, ist vielfach Massenabfertigung, weil Massen mehr Kohle bringen als kleine Grüppchen. Nachteil ist dabei aber, dass in einer kleinen Gruppe mit intensiver Teilnahme weit mehr erreicht werden kann, während eine schnell mal „durchsuggerierte“ Masse meist schon nach wenigen Tagen (mitunter Stunden) die eingeimpfte Motivation schon wieder verliert.

Es macht auch wenig Sinn, Einsteigern oder gar Interessenten Dinge beibringen zu wollen, die sie in die Lage versetzen, mit Leuten zu arbeiten, die noch gar nicht vorhanden sind. Was eine Motivationsorgie in Massenabfertigung bringen kann, ist längeres Durchhalten zielloser Menschen, die noch dafür zahlen. Wem hilft dies, ausser dem Coach, der direkt daran verdient und vielleicht der Upline des Teilnehmers, der danach vielleicht noch 2-3 Monate weitermacht?

Für „kleine“ Networker oder Massenabfertigung halte ich solche Coachings für unsinnig, es entsteht hier leider sehr leicht der Eindruck von Manipulation oder Gehirnwäsche und mitunter werden solche Jubelorgien leider auch gezielt für die Manipulation von Menschen missbraucht. Einsteiger und Neu-Networker sollten deshalb auf solchen Veranstaltungen nichts zu suchen haben, sich die oft recht hohen Seminargebühren sparen oder für einen viel wichtigeren kaufmännischen Grundkurs oder ein Existenzgründerseminar verwenden.

© 04.08 by Norbert Warnke

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