In der Werbung und Argumentation bezüglich Network Geschäften begegnen uns immer wieder verschiedene Aussagen, die auf den ersten Blick positiv klingen und Menschen Gründe liefern sollen, in gerade dieses Geschäft einzusteigen. Wie bei Wohnungs-, Verkaufs- oder sonstigen Angeboten oder auch Arbeitszeugnissen wollen viele Aussagen allerdings erst einmal richtig gedeutet und verstanden werden, denn es ist längst nicht alles Gold, was glänzt.
Mit einem vollständigen Katalog möglicherweise für Missdeutungen anfälliger Aussagen könnte man sicherlich ganze Bücher füllen, deshalb beschränken wir uns hier einfach mal auf ein paar Beispiele, die aufzeigen, wie wichtig es ist, sich auch einzelne Aussagen hinsichtlich ihrer Bedeutung näher anzuschauen, um später keine unangenehmen Überraschungen zu erleben.
Vorregistrierung kostenlos – bedeutet fast immer, dass die endgültige Registrierung bzw. der später nötige „echte“ Einstieg durchaus mit Kosten verbunden ist, über die jedoch bei einer Prelaunch (Vorregistrierungsphase vor dem offiziellen Start eines Geschäfts) noch niemand sprechen möchte. Kostenlose Dinge locken immer viele Interessenten an, von denen beim später erfolgenden „echten“ Start nur noch sehr wenige tatsächliche Einsteiger übrig bleiben.
Sie müssen nichts verkaufen – ist schlicht und einfach Augenwischerei, denn selbstverständlich wird überall etwas verkauft, wenn auch mitunter indirekt. Das ist auch logisch, denn ohne Umsatz kann auch keine Provision bezahlt werden. Kein Unternehmen hat einen Gelddrucker, alle können nur einen Teil von dem wieder auszahlen, was sie vorher allerdings eingenommen haben müssen. Sie müssen also immer Menschen Dinge anbieten, die Geld kosten. Anders ist kein Verdienst möglich.
Günstigerer Einkauf bei Abnahme grösserer Mengen – klingt zwar zugegebenermassen immer recht verlockend und im Handel wird auch sehr oft so gearbeitet, allerdings sollten Einsteiger niemals mit grösseren Erstbestellungen starten, weil ihnen noch keine Abnehmer zur Verfügung stehen. Günstigerer Einkauf bedeutet zwar eine höhere Handelsspanne, aber wer auf den eingekauften Waren sitzen bleibt, hat vor allem höheren Verlust gemacht, während der Werber/Sponsor kräftig am höheren Umsatz verdient. Achten Sie in solchen Fällen besser unbedingt auf die Einhaltung der Widerrufs- oder Rückgabefrist und lassen Sie nicht mit Durchhalteparolen Ihres Sponsors diese Frist verstreichen. Verstreicht die Frist, sitzen Sie endgültig auf möglicherweise schlecht oder gar unverkäuflichen Waren.
Jeder braucht das Produkt, Millionen potentielle Kunden – stammt aus dem Land der Märchen. Es gibt kein Produkt, das wirklich jeder brauchen kann und selbst bei Produkten, dessen Art nahezu alle Menschen in dieser oder jener Form nutzen, wird immer gern vergessen, dass es neben dem eigenen Angebot noch eine gewisse Anzahl an Mitbewerbern gibt und es vor allem um Marktanteile geht. Ein Marktanteil von 100% ist eh reine Utopie und selbst grosse und etablierte Anbieter pendeln sich oft bei Marktanteilen unter 10% ein. Kleine und vor allem unbekannte Anbieter haben es hier noch weit schwerer.
Der beste Marketingplan – nutzt gar nichts, wenn das Produkt nur schwer oder kaum bis gar nicht verkäuflich ist. Provisionen gibt es immer nur auf tatsächliche Umsätze und niemals auf die Güte eines Marketingplans. Wird nichts verkauft, wird nichts verdient – so einfach ist es.
Besonders hohe Ausschüttungen – bedeuten im Umkehrschluss immer eine besonders hohe Verteuerung des Produkts bzw. einen besonders geringen Wert des Produkts. Das kann man sich leicht an einem Beispiel selbst ausrechnen: Gehen wir bei einem Produkt, das im Einkauf 100 € kostet, von einer Ausschüttung von 30% aus, hat das Produkt einen Wert von 70 €. Werden jedoch 70% ausgeschüttet, kann das Produkt logischerweise nur 30 € wert sein. Etwas wertvolles lässt sich besser verkaufen als etwas wertloses und erhalte ich auf 50 Verkäufe je 30%, habe ich mehr verdient, als wenn ich nur 10 Produkte verkaufe und je 70% ausgeschüttet werden.
Kostenloser Einstieg – erscheint uns auf den ersten Blick besonders attraktiv, aber gibt es diesen wirklich? Sicher gibt es Unternehmen, bei denen man nichts bezahlen muss, um als Partner registriert zu sein. Kann man aber ohne Material und ohne Produkte zu kennen, tatsächlich erfolgreich arbeiten? Sicher nicht. Man muss also freiwillig so oder so Unterlagen und zumindest eine kleine Auswahl an Produkten erwerben, um vernünftig arbeiten zu können. Ohne Material bleiben die meisten Einsteiger Karteileichen und der hochgelobte kostenlose Einstieg hat ihnen nichts genutzt. Manchmal gibt es allerdings versteckte Kosten wie z. B. eine Erstbestellung, ohne die man diesen oder jenen Vorteil nicht erhält, eine ab dem zweiten Jahr jeweils fällige Jahresgebühr, eine Homepage, ohne die man nicht arbeiten kann, die aber Geld kostet. Kostenlos bedeutet also oft nicht, dass man keine Kosten hat, also bitte besser genauer hinschauen.
Keine Vorkenntnisse erforderlich – ist sicher kein Fallstrick, darf aber auch nicht dazu verleiten, zu glauben, man müsse auch künftig nichts lernen, um sein Geschäft vernünftig betreiben zu können. In jedem Geschäft kann man immer nur dann etwas erreichen, wenn man möglichst genau weiss, was man tut und dies auch aktiv umsetzt. Man muss es nicht bereits vorher wissen, aber bereit sein, sich Wissen und Kenntnisse anzueignen.
Das war nur eine kleine Auswahl an uns immer wieder begegnenden Aussagen, die in jedem Fall einen zweiten Blick wert sein sollten. So, wie man sich ein mögliches Partnerunternehmen und dessen Produkte und Konditionen besser vorher genau anschauen sollte, gilt das selbstverständlich auch für alle Aussagen, die uns im Zusammenhang mit der Geschäftswerbung begegnen.
© 09.2008 by Norbert Warnke
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Ein Gedanke zu „Mehrdeutige Aussagen im MLM“
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