Kein Interesse an Politik?

Zu viele Menschen haben leider gar kein Interesse an der Politik oder dem weltweiten oder regionalen Tagesgeschehen. Das mag verschiedenste Gründe haben, aber am verbreitetsten ist sicher, dass sich die Menschen eh machtlos fühlen und meinen, doch nichts tun zu können, was zu Veränderungen führen könnte, also kümmert man sich einfach nicht darum, „die da oben“ werden es schon richten. Ganz so einfach ist es allerdings nicht wie es auch nicht wirklich stimmt, dass man eh nichts bewirken kann. Das kann man nämlich durchaus.

Zuerst einmal stellen wir uns ein Fass vor, das irgendwann überlaufen muss, damit es das nötige Gewicht mitbringt, die Veränderungen bewirken können. Dieses Fass füllt sich aus unzähligen einzelnen Tropfen, die für sich allein natürlich noch keine deutlichen Veränderungeb bewirken können, in ihrer Masse allerdings schon. Der letzte Tropfen, der das Fass schliesslich irgendwann zum Überlaufen bringt, könnte das nicht ohne die unzähligen winzigen einzelnen Tropfen, die den letzten schliesslich ganz nach oben schieben, wo er dann den Anstoss gibt, der womöglich alles verändert. Je mehr Tropfen ins Fass finden, desto schneller füllt es sich und jeder einzelne Tropfen ist dafür wichtig. Ohne ihn, den beliebigen unbekannten Tropfen mittendrin wäre es nicht schon so weit wie es ist.

Der zweite Punkt ist, dass man sich machtlos fühlt und meint, eh nicht aktiv werden zu können, also eh nichts zu bewirken. Auch das stimmt so nicht wirklich, denn natürlich wird nicht jeder einzelne Tropfen im Fass gleich aktiv. Wenn von 100 Tropfen nur zwei aktiv werden, also 98 mehr oder weniger nur vorhanden sind (im Fass), dann braucht man 1000 Tropfen, damit 20 aktive Tropfen darunter sind und 10.000 Tropfen, damit 200 aktive darunter sind. Jeder aktive Tropfen wird also von 98 anderen mitgetragen, deren Zustimmung wichtig ist. Also je mehr Menschen sich entschliessen, einen gemeinsamen Weg einzuschlagen, desto mehr Menschen daraus werden auch aktiv und eine um so grössere Zustimmung haben diese Aktiven dann auch in der Bevölkerung, für die sie dann aktiv eintreten.

Eine sehr wichtige Frage ist auch, wie sich „aktiv“ überhaupt definiert und hier haben viele Menschen noch die Befürchtung, Reden halten zu müssen, Flugblätter verteilen zu müssen, an Demonstrationen teilnehmen zu müssen und all das will oder kann man eh nicht. Die gute Nachricht ist: Das alles muss man auch gar nicht, um bereits etwas zu bewirken. Es genügt durchaus, sich lediglich erstmal darüber zu informieren, wie es tatsächlich aussieht, sich ein paar Gedanken darüber zu machen und dann, wenn eh ein entsprechendes Thema aufkommt, ganz normal miteinander zu reden und Meinungen auszutauschen. Alles beginnt immer damit, miteinander zu reden und das geht durchaus auch im Kleinen mit harmlosen Bemerkungen und ohne sich gegenseitig gleich überzeugen zu müssen.

Politik ist nichts weiter als miteinander über wichtige Dinge zu reden, die uns alle interessieren sollten. Momentan steht in Europa der Frieden auf der Kippe und kann sehr schnell in einen grossen Krieg kippen. Die meisten Menschen wollen keinen Krieg, tun aber auch nichts dagegen und reden nicht einmal darüber, wie man ihn verhindern könnte. Um Kriege zu verhindern, ist die so genannte „Öffentliche Meinung“ sehr wichtig, denn ist diese gegen einen Krieg, wagt ihn auch die Regierung nicht. Die USA mussten den Vietnam-Krieg beenden, weil die öffentliche Meinung in den USA sich zunehmend gegen diesen Krieg gestellt hatte. Die Regierung der früheren DDR wurde gestürzt, weil die öffentliche Meinung sich gegen sie gestellt hatte und in Europa werden Kriege und wirtschaftlicher Niedergang möglich, weil die öffentliche Meinung dazu schweigt.

Jeder Mensch ist Teil der öffentlichen Meinung und bestimmt mit, in welche Richtung sich diese bewegt. Die Regierenden interpretieren Schweigen als Zustimmung, denn wer dagegen wäre, würde das schliesslich sagen und wer nichts sagt, hat nichts dagegen, stimmt also schweigend zu. Weil heutzutage zu viele Menschen nicht gegen offensichtliche Fehler aufstehen, werden diese Fehler erst ermöglicht, denn die Regierenden sehen eine Zustimmung darin und machen genau so weiter.

Um für oder gegen etwas sein zu können, müssen wir allerdings zuerst wissen, worum es überhaupt geht. Hier kommt die Information ins Spiel und die ist derzeit von der Politik und den so genannten Mainstream-Medien besetzt. Man gibt von oben vor, welcher Meinung man unten zu sein hat und berichtet ausschliesslich einseitig nur in der gewollten Richtung, um Meinung zu bilden. Man will die Menschen zu einer genehmen Meinung lenken und drangsaliert alle, die von dieser Meinung abweichen. Eine echte Meinungsfreiheit gibt es nicht mehr. Meinungsfreiheit ist in einer wirklichen Demokratie allerdings extrem wichtig, schon um mögliche Fehler zu finden und dann auch beseitigen oder korrigieren zu können. Ohne Meinungsfreiheit sind Korrekturen nicht möglich und ein eingeschlagener Kurs nicht mehr veränderbar, selbst wenn er falsch ist. Es ändert sich auch nichts, wenn eine Mehrheit einen Kurs als falsch erkennt, aber nichts sagt oder nichts sagen darf. Die Demokratie ist an dieser Stelle schon nicht mehr vorhanden, weil die Mehrheit nichts mehr korrigieren kann oder darf und sich den Entscheidungen einer Minderheit beugt, die sich als Vertreter einer Mehrheit ausgibt.

Damit die wirkliche Mehrheit aber wieder eine Stimme bekommt, die auch hörbar ist, muss sich diese Mehrheit zuerst wieder zusammenfinden. Wenn jeder Einzelne auch nur einen winzigen Schritt tut, hat die Masse bereits eine riesige Strecke geschafft, aber hier zählt halt tatsächlich jeder einzelne kleine Tropfen aus dem Fass, das wir nur gemeinsam gefüllt bekommen, nicht aussenstehend und nicht gegeneinander. An dem, was geschieht, hat eh JEDER Einzelne einen Anteil, und zwar egal, was er tut oder unterlässt, denn es wird immer einen Einfluss auf die Gesamtsituation haben. Tun wir unseren eigenen Tropfen nicht dazu, füllt sich das Fass langsamer und verweigern sich zu viele, füllt es sich gar nicht…

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