Internetstalking – Eine unterschätzte Gefahr

Internetstalking – Eine unterschätzte Gefahr!

Der Begriff „Stalking“ kommt aus der englischen Sprache und ist der Jägersprache entlehnt, in der es so viel wie „anpirschen“ oder „nachstellen“ bedeutet und die Verfolgung einer Beute beschreibt. Im übertragenen Sinn bezeichnet man jedoch mit „Stalking“ auch die Verfolgung und Belästigung von Personen durch andere Menschen, die mittelfristig bis langfristig sogar überaus bedrohliche Züge annehmen kann und durch im Rahmen der Verfolgung des Opfers begangene Straftaten auch stark kriminelle Züge annimmt. Seit 2007 ist Stalking keine „Privatsache“ mehr, denn seither ist „Nachstellung“ zum Straftatbestand geworden (§ 238 StGB – Strafgesetzbuch).

Nun gibt es verschiedene Formen des Stalkings. Aus den Medien und diversen Spielfilmen kennt man vor allem die Form, dass verschmähte Liebe oder die Beendigung einer Beziehung dazu führt, einen Menschen über längere Zeit zu verfolgen. Stalking kann sich durch verschiedene Dinge äussern, z. B. durch Briefe, Telefonanrufe, SMS, Verfolgung auf diversen Wegen und Versuche der Kontaktaufnahme. Auch tätliche Angriffe, Eindringen in den persönlichen Lebensbereich und Einbeziehung des Bekanntenkreises des Opfers sind Dinge, deren sich Stalker nicht selten bedienen.

Internetstalking

Eine besondere Form des Stalkings ist das Internetstalking oder auch Cyberstalking. Diese Form des Stalkings nimmt in den letzten Jahren immer mehr zu und ist zum einen für die Täter bequem von Zuhause aus praktizierbar und zum anderen erlangt die Wirkung der Angriffe eine weitaus grössere Verbreitung, kann so auch weit mehr Schaden anrichten und sowohl Gesundheit als auch Existenz des Opfers massiv bedrohen.

Stellen Sie sich nur einmal vor, Ihnen werden im Internet Verbrechen unterstellt, Ihnen wird vorgeworfen, Menschen zu betrügen, mit Drogen zu handeln oder Kindern nachzustellen, Tiere zu quälen oder Ihr Geschäft steht kurz vor dem Konkurs, Sie wären zahlungsunfähig oder müssten sich mit Nebenjobs mühsam über Wasser halten. Viele potentielle Geschäftspartner, Kunden oder Arbeitgeber erkundigen sich heutzutage über das Internet über Personen und Unternehmen und legen besonderen Wert auf den guten Ruf einer Person. Wie leicht der Ruf einer Person zu zerstören oder zumindest stark zu beschädigen ist, dürfte den wenigsten Menschen tatsächlich bewusst sein.

So verwundert es sicher nicht, wenn sich unter Opfern solchen Internetstalkings nicht nur Privatpersonen befinden, sondern auch unliebsame Mitbewerber, Foren- und Blogbetreiber, Journalisten und auch Kollegen, auf dessen Job man vielleicht spekuliert. Ziel der Cyberstalker ist es meist, möglichst grossen Schaden anzurichten, um für sich selbst einen gewissen Vorteil oder auch nur Bestätigung zu erhalten.

Internetstalker gehen meist nach gleichem Schema vor. Genutzt werden Foren, Blogs, Anzeigenmärkte, Gästebücher und jeder Punkt, an dem man beleidigend, verleumderisch oder sonstwie negativ über die Zielperson schreiben kann. Da über in Deutschland gehostete Internetangebote aber eine Rückverfolgung der Schreiber über die IP- oder Mailadresse möglich ist, werden eigens zu diesem Zweck Webseiten, Blogs oder Foren auf exotischen Servern eröffnet, auf die Ermittlungsbehörden aus Deutschland keinen Zugriff haben. Internetstalker arbeiten fast ausschliesslich aus der Anonymität heraus und treten häufig unter fremden oder nicht existenten Identitäten auf.

Durch die Verwendung der eigens hierfür verwendeten exotischen Server wird allerdings eines klar, nämlich der unbedingte Vorsatz, solche Taten zu begehen und die hohe kriminelle Energie, über die solche Täter verfügen müssen, um solche Taten so gezielt, geplant und oft auch durchorganisiert überhaupt begehen zu können.

Mitunter ist Internetstalking so durchorganisiert, dass ganz gezielt auf bestimmte Effekte hingearbeitet wird, was ein hohes Mass an Fachwissen voraussetzt. So werden jene Beiträge in grosser Anzahl stark gestreut, untereinander verlinkt und stets unter Verwendung des vollen Namens der Zielperson veröffentlicht, so dass für Suchmaschinen eine hohe Relevanz entsteht und in Verbindung mit den Namen der Zielpersonen stets auf vorderen Plätzen der Suchergebnisse erreicht werden.

Wie bereits erwähnt: Personalchefs „googeln“ genauso gern nach Namen von Bewerbern oder Mitarbeitern, wie potentielle Auftraggeber oder Geschäftsinteressenten nach Namen eventueller neuer Geschäftspartner oder auch Kunden nach Anbietern. Die Folgen können sein; Absagen oder Arbeitsplatzverlust, Ablehnung oder Verlust von Aufträgen, Abstand von möglichen Geschäftspartnerschaften und dies alles ohne eigenes persönliches Verschulden, sondern wegen des perfiden und höchst kriminellen „Spiels“ von Internetstalkern.

Internetstalking in dieser kann jedoch nicht nur berufliche und geschäftliche Folgen haben, sondern dadurch, dass auch Freunde, Kollegen, Nachbarn, Vereinskameraden an so verbreitete Behauptungen stossen können, können Opfer von Cyberstalking nicht selten auch sozial ins Abseits gedrängt werden. Oft genug wissen Betroffene nicht einmal warum und meist sind den Opfern auch die Täter nicht einmal bekannt, die völlig anonym und feige aus dem Hinterhalt agieren.

Der Internetstalker versteht sich selbst als eine Art „Jäger“, der zum Ziel hat, sein Opfer auch zur Strecke zu bringen. In Wahrheit handelt es sich beim Cyberstalking jedoch um eine besonders perfide Form des Verleumdungs- und Denunziantentums, der sich nicht einmal auf wahre Fakten begründet, sondern einzig und allein auf das Ziel ausgerichtet ist.

Einige Beispiele für Internet-Stalking

  • Versenden von bedrohlichen oder/und verleumderischen eMails oder Postsendungen.
  • Veröffentlichen auf Webseiten, Foren, Blogs, Gästebüchern mit Inhalten, die das Opfer beleidigen, verleumden oder negativ darstellen.
  • Annehmen fremder Identitäten im Internet, um das Vertrauen des Opfers zu gewinnen und persönliche Daten zu erlangen.
  • Aufhetzen Dritter, um eine breite Front gegen die Opfer aufzubauen
  • Unwahres so lange immer wieder behaupten, bis es mehr und mehr Unbeteiligte glauben und schliesslich bestätigen

Diese Liste könnte man noch verlängern, aber weit wichtiger ist es, solchen Tätern Einhalt zu gebieten und sich keinesfalls mit ihnen noch zu verbünden, denn man könnte deren nächstes Opfer sein, wenn man z. B. nur in einem Punkt von deren Meinung abweicht.

Hier noch ein paar Tipps

  • Lassen Sie sich nie auf eine langwierige Diskussion mit Internetstalkern ein, denn es geht diesen nicht um die Sache, sie sind Argumenten gegenüber also nicht zugänglich.
  • Melden Sie rechtswidrige Angriffe dem Seitenbetreiber, denn ab Kenntniserlangung ist dieser Verpflichtet, zu handeln oder trägt Mitverantwortung für veröffentlichte Inhalte.
  • Speichern Sie alles ab, was rechtswidrig über Sie verbreitet wird (am besten als PDF).
  • Handelt es sich nicht um einen Einzelfall, sondern beginnt, methodisch zu werden, erstatten Sie Strafanzeige bei der Polizei wegen Stalking und Verleumdung.
  • Ist der Stalker Ihnen namentlich bekannt, schalten Sie einen auf Stalking spezialisierten Rechtsanwalt ein.
  • Bei fortgesetzten Taten beginnen Sie ein „Stalkingtagebuch“ und notieren sich alle gegen Sie erstellten Inhalte, die Ihnen bekannt werden, speichern Sie diese zusätzlich zur Beweissicherung ab.

In den meisten Internetforen, Blogs, Webseiten, Gästebüchern etc. haben Stalker keine Chance, denn die Betreiber löschen bzw. sichern ihnen gemeldete Einträge meist sehr schnell, schon weil sie an einem reibungslosen und friedlichen Forenleben interessiert sind, aber auch, weil sie sonst in rechtliche Mitverantwortung für von Stalkern eingestellte Beiträge geraten.

Seit einer Gesetzesänderung aus dem Jahr 2007 kann Stalkern eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren drohen. Das mag die Opfer allerdings nur wenig trösten, denn diese haben sehr oft nicht nur deutlich länger mit den psychischen Folgeschäden zu leben, sondern möglicherweise auch noch hohe Kosten investiert, um ihren Stalkern zu entkommen, geschäftliche Verluste gemacht, Freunde oder ihren Arbeitsplatz verloren etc. Es ist auch Tatsache, dass der volkswirtschaftliche Schaden, den Stalker anrichten, heute bereits in die Milliarden geht und diese Tendenz weiter steigt.

Enorm Wichtig ist, dass man Stalkingopfer unterstützt und somit den Tätern vermittelt, dass diese nicht allein dastehen. Das gilt in erster Linie für das private Umfeld. Aber vor auch virtuelle Freunde und Bekannte können und sollten moralische Unterstützung leisten. Dort, wo man geschlossen Stalkern entgegen tritt, haben diese meist keine Chance, denn Stalker trachten danach (wie Raubtiere), ihre Zielpersonen aus der sicheren Gruppe herauszulösen, die Gruppe womöglich gegen die Opfer aufzuhetzen. Dort, wo es ihnen gelingt, haben sie meist leichtes Spiel.

Nur dort, wo man weiss, wie Stalker arbeiten und man ihnen als starke und geschlossene Gruppe entschieden entgegentritt, haben Internetstalker keine Chance. Deshalb ist es extrem wichtig, über diese neue und besonders perfide und menschenverachtende Art der Kriminalität möglichst breit aufzuklären. Ins Fadenkreuz von Cyberstalkern kann jeder geraten. Ein falsches Wort kann bereits genügen.

Weitere ausführliche Infos über Stalking und Cyberstalking finden Sie auch hier:
http://www.web-stalking.de

© 08.2008 by Norbert Warnke

[ad]

Print Friendly, PDF & Email

2 Gedanken zu „Internetstalking – Eine unterschätzte Gefahr“

Kommentare sind geschlossen.