Als Journalismus bezeichnet man periodisch publizistische Arbeit über Presse, Rundfunk, TV und seit jüngerer Zeit auch über die immer wichtiger werdenden Online-Medien. Im Laufe der letzten 2000 Jahre hat sich der Journalismus bereits mehrfach an neue Technologien zur Informationsverbreitung angepasst, doch nie gab es so viele Pionierleistungen wie im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. Die Entwicklung der Telegrafie könnte man hier durchaus als Grundpfeiler der modernen Informationsverbreitung bezeichnen, denn erstmalig war die Übertragung von Nachrichten und Mitteilung ohne grossen Zeitverlust über weite Strecken möglich und damit auch eine schnellere Flächenabdeckung. Immer schneller waren die Menschen über Geschehnisse auch an sehr weit entfernten Orten am anderen Ende der Erde informiert und immer grösser wurde das Bedürfnis der Menschen, über interessante Dinge informiert zu sein.
Kaum gab es neue Technologien, fanden sich Pioniere, die Wege suchten und fanden, die natürliche Neugier der Menschen zu bedienen. Die wichtigsten Meilensteine waren bis zum Ende des zwanzigsten Jahrhunderts die Entwicklung des Hörfunks und des Fernsehens. Viele Menschen können sich sicher noch gut an Liveübertragungen im Radio erinnern, die bei besonders interessanten Geschehnissen gebannt der Stimme des Kommentators lauschten oder an die ersten Schritte eines Menschen auf dem Mond, die live im TV übertragen wurden. Immer gab es hier am Anfang jeder Entwicklung Pioniere, die sich ins Neuland vorwagten und einfach probierten, was möglich war. Ohne diese Pioniere hätte es keine Weiterentwicklung und keine Perfektion gegeben. Pioniere konnten noch nicht studieren oder lernen, was es schon gab, sondern musste selbst probieren, entwickeln, erfinden und verbessern.
Jetzt steht uns mit dem Internet ein noch relativ neues Medium zur Verfügung, das zuvor eigentlich vom amerikanischen Militär als Informationsnetzwerk konzipiert war, seit 1993 aber allen Menschen auch für zivile Nutzung zur Verfügung steht. Schnell fanden sich auch hier wieder Pioniere oder vorhandene Medien suchten Wege, ihr reguläres Angebot über das neue Netzwerk zu erweitern. Private Homepages schossen wie Pilze aus dem Boden, Unternehmen suchten neue Wege, sich zu präsentieren. Neue Absatzwege für Waren und Leistungen taten sich auf und auch Nachrichten finden ihren Weg zu all jenen, die sich für sie interessieren.
Erstmals jedoch existiert mit dem Internet ein Medium, das anders als alle bisherigen interaktiv genutzt werden kann. Erstmals ist der Leser nicht mehr darauf angewiesen, Nachrichten lediglich zur Kenntnis zu nehmen, sondern hat vielfältige Möglichkeiten, Berichte in Echtzeit zu kommentieren, Votings abzugeben und sogar eigene Berichte und Meinungen zu verfassen, die auch andere Nutzer lesen können. Erstmals vereinigt ein Medium die drei grossen Säulen der Information; das geschriebene Wort (Zeitung), das gehörte Wort inclusive Musik (Radio) und das bewegte Bild (Fernsehen) unter einem Dach und kombiniert diese vielfach mit interaktiven Möglichkeiten der Mitgestaltung.
Erstaunlich spät hat sich allerdings aus anfänglichen Newsgroups und Onlineforen privater Nutzer erst vor wenigen Jahren die Sparte der Weblogs entwickelt. Eigentlich als eine Art Online-Tagebuch für Selbstdarstellung und Ergänzung zum aufpeppen privater Homepages gedacht und ebenso zur innerbetrieblichen Informationsverbreitung als auch Firmenklatsch genutzt, hat sich aus dem Kreis der „Blogger“ langsam eine eigenständige Sparte entwickelt, die völlig unabhängig von Verlagen, Redaktionen und Organisationen eigenständig Nachrichten, Meinungen und Entertainment verbreitet. Einige Blogs haben sich zu umfangreicheren News- und Infoplattformen und Onlinemagazinen weiterentwickelt und erstmals erfolgt Information und Nachrichtenverbreitung völlig frei und ohne Steuerung durch übergeordnete Medienunternehmen einfach durch Menschen, die etwas mitzuteilen haben.
Blogs und Onlinemagazine gewinnen ständig an Bedeutung gegenüber Printmedien und längst liegt ein Teil der journalistischen Berichterstattung in völlig unabhängiger Hand von Journalisten, die nicht Redaktionen und Verlagen verpflichtet sind, sondern ausschliesslich der eigenen Meinung und der eigenen Verantwortung. Hier wird nun wieder echte Pionierarbeit geleistet, denn vieles ist noch neu und einiges muss sich erst noch bewähren, um schliesslich der hohen ethischen und moralischen Verantwortung gerecht werden zu können, die der Verbreitung von Nachrichten und Meinungen innewohnt. So gilt der vom Deutschen Presserat als Grundlage verwendete Pressekodex selbstverständlich auch für Blogger und andere Onlinemedien mit journalistisch-redaktionellen Inhalten.
Die Medienlandschaft befindet sich also wieder einmal in einem Umbruch, denn das Wirken nebenberuflicher Journalisten wird zusehends wichtiger und findet immer mehr Beachtung, obgleich noch nicht überall und allgemein anerkannt. Um so wichtiger ist es für alle Journalisten, also auch nebenberufliche, Flagge zu zeigen, sich zu organisieren und um die verdiente Anerkennung zu kämpfen. Journalist ist nicht nur, wer auf der Gehalts- oder Honorarliste von Verlagen und Medien steht, sondern jeder, der periodisch publizistisch tätig ist.
© 05.2009 by Norbert Warnke
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