Network Marketing und Internet

Bereits seit Jahren hält sich ungebrochen der Trend, Network Marketing Geschäfte rein über Internet von Zuhause zu betreiben. Immer mehr und immer neue MLM-Geschäfte starten rein oder überwiegend über das Internet oder bieten verschiedenste und oft kostenpflichtige Tools, die eine Arbeit über das Web erleichtern, automatisieren, effektiver machen. Viel wird versprochen, wenn der Tag lang ist und wenn man der Werbung glaubt, müsste es nicht nur in Deutschland von schnell mal ohne grossen Aufwand zu solchen gewordenen Internetmillionären und Grossverdienern nur so wimmeln.

Nun, es wimmelt tatsächlich, jedoch sind es nicht Grossverdiener, welche da en Masse und vollautomatisiert produziert werden, sondern einfache Menschen, die es versuchen oder versucht haben, ohne jenes Ziel erreicht zu haben oder erreichen zu können. Wie gesagt, man kann viel versprechen, wenn der Tag lang ist und man kann viele Dinge weitaus schöner und besser reden, als sie sind. Wer ein Geschäft aufbauen möchte, sollte sich die Rahmenbedingungen mal sehr kritisch selbst näher anschauen, sich über mehrere Quellen näher informieren und hinterfragen. Dann erhält man auch ein weitgehend objektives Bild von einer Sache.

Fragen wir uns also, ob es tatsächlich funktionieren kann, einfach eine Seite ins Netz zu stellen, über die sich dann ohne weiteres Zutun ganz von allein und vollautomatisch eine riesige Downline aufbaut, die das Einkommen alsdann in schwindelnde Höhen treibt?

Nun, es wäre schön, wenn es so etwas gäbe. Schaut man nur etwas genauer hin und rechnet einfach mal etwas nach, wird schnell klar, dass es so einfach nicht sein kann. Zum einen teilt man sich das Internet immer und zu jeder Zeit rund um die Uhr mit einer immer weiter steigenden Zahl an Konkurrenten und Mitbewerbern und zum anderen muss man sich gegen diese auch noch durchsetzen, indem man als einer von sehr wenigen von z. B. mehreren hunderttausend Mitbewerbern über Suchmaschinen wie Google auf einem der vorderen Plätze gefunden wird. Wie gut hier die Chancen stehen, kann man sich leicht ausmalen.

Wir müssen Menschen auf unsere Webseite bekommen

„Ja, nichts leichter als das“ behaupten Anbieter von Suchmaschinenoptimierungsdiensten oder Werbeanbietern verschiedenster Art. Angebote, die hier für Abhilfe sorgen sollen, gibt es fast schon wie Sand am Meer. Die Frage ist also, was taugen die?

Optimierungsdienste versprechen Top10 Plätze. Super, auf der ersten Seite einer Suchmaschine gefunden zu werden. Die Kehrseite ist, dass es nur genau 10 Top10-Plätze gibt und keinen einzigen mehr! Erhält ein solcher Dienst z. B. 10 Aufträge und gibt es 100 solcher Dienste, würden eintausend Top10-Plätze benötigt werden. Nun, das könnte theoretisch sogar noch funktionieren, aber natürlich nicht gleichzeitig und nicht auf Dauer. Nutzen würde allerdings nur ein dauerhafter Top10-Platz wirklich etwas. Das ist zwar durchaus machbar, aber halt nur 10x und erfordert einiges an Fachkenntnissen und Einsatz und zwar dennoch ohne Garantie.

Werbeplattformen stellen Platz für Werbung ihrer User und Kunden im Internet bereit. Hier kann ein User z. B. sein Angebot vorstellen, den Link zur eigenen Seite mit einstellen. In diesem Bereich gibt es eine Vielzahl verschiedenster Möglichkeiten, die eigene Werbung irgendwo zu hinterlassen oder zu verbreiten. Viele Angebote sind sogar kostenlos, einige allerdings auch kostenpflichtig. Da es aber sehr sehr viele Angebote gibt (Google zeigt mit dem Keyword „Webkatalog“ über 15 Millionen Ergebnisse an!), sind die meisten dieser Plattformen naturgemäss nicht so häufig besucht. Man erreicht also vergleichsweise wenige Menschen, wenn man sich auf eine Plattform beschränkt.

Werbung muss gezielt gestreut werden

Eigentlich widerspricht sich dies zwar scheinbar, ist aber dennoch richtig. Werbung muss zwar unbedingt gestreut werden, also weit verbreitet, um möglichst viele Menschen erreichen zu können, aber Werbung muss sich auch gezielt an diejenigen Menschen wenden, bei denen es einen Bedarf für die Produkte gibt, die wir anzubieten haben. Einem Veganer Fleisch anzubieten, bringt nicht mehr und nicht weniger, als das Fleischangebot auf 100 Veganer zu streuen. Ebensowenig wird weder ein Steak-Fan noch werden 100 von ihnen von einer neuen Tofu-Sorte begeistert werden können.

Damit haben wir allerdings noch längst keine Lösung gefunden, sondern sind erst bei einem Teil der Aufgabe angekommen. Dieser Teil der Aufgabe lautet also, das Angebot einerseits an die richtige Zielgruppe zu bringen und zum andererseits möglichst viele Angehörige der richtigen Zielgruppe zu erreichen.

Der nächste Teil der Aufgabe widmet sich dann den Kontakten, die aus der Lösung des ersten Teils entstanden sind. Nun geht es darum, dass aus diesem Kontakt vielleicht ein Kunde oder Geschäftspartner werden kann. Erst an dieser Stelle beginnt überhaupt der Aufbau eines Netzwerks, während es zuvor lediglich um die Generierung von Kontakten ging!

  • Ein Kontakt ist noch lange kein Kunde
  • Ein Kontakt ist noch lange kein Geschäftspartner

Die automatische Downline

Einige Anbieter stellen tatsächlich Webseiten zur Verfügung, die damit werben, man müsse sich nur anmelden, bekommt eine gleiche Webseite und alles andere geschieht dann schon automatisch. Geschäftspartner können sich ohne vorherige lästige Kontaktaufnahme oder Fragen, auf die man selbst eh keine Antwort kennt, einschreiben und man müsse sich um nichts weiter kümmern, als das viele Geld von der Bank zu holen, bevor diese pleite ist. Klingt schön, vor allem für Menschen, die gern ohne grossen Aufwand möglichst schnell reich wären. Realistisch ist es dennoch nicht, denn hier haben wir wieder das Problem der ständig wachsenden Zahl von Mitbewerbern und Konkurrenten. Warum sollten die Interessenten gerade auf meine Seite gehen, wo es doch allein von meinem Geschäft hunderte oder tausende genau gleicher Seiten im Netz gibt? Warum gerade auf unser Geschäft, wo es doch viele hundert weitere ähnliche Angebote im Internet gibt?

Selbst wenn jemand sich für unser Geschäft entschieden hat (als eines von hunderten) und sich auf meiner Seite (eine von tausenden) einschreibt, warum sollte er ausgerechnet in diesem Geschäft aktiv werden, wo er doch vielleicht schon bei fünf bis zehn weiteren Geschäften eingeschrieben ist? Das sind Dinge, die nie automatisch funktionieren, sondern nur eintreten, wenn sich Menschen bewusst entscheiden, gerade dies gerade jetzt und gerade hier zu tun. So lange es keine automatischen Menschen gibt, wird es auch keine automatische Downline geben können…

Network Marketing ist und bleibt ein Geschäft von Mensch zu Mensch und auch am effektivsten, wenn man genau dies in seiner Arbeit auch berücksichtigt.

Das Internet ist als Medium heute zwar weitgehend unverzichtbar geworden, aber es ersetzt noch lange nicht den Menschen und sein Tun. Als Medium zur Verbreitung von Informationen leistet das Netz sehr gute Dienste, bietet auch gute Möglichkeiten, zusätzliche Kontakte zu generieren, aber noch dreht sich alles um uns, die Menschen.

Ein Werkzeug (ein solches ist das Internet) kann immer nur so gut sein, wie der Mensch, der es führt.

© 01.2009 by Norbert Warnke

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