Bergen Nanoprodukte Risiken?

Für ziemliche Aufregung hatte vor kurzem eine Studie des Bundesumweltamtes gesorgt, in der wegen angeblicher Gesundheitsgefahren vor Nanopartikeln  gewarnt wurde. Obwohl sich jene Studie ausdrücklich auf bereits bekannte Risiken bezog, die vor allem Produkte in Nahrungsmitteln und Kleidungsstücken betreffen, wurde wiederholt eine allgemeine Diskussion losgetreten, die in weiten Teilen allerdings keine durch Fakten belegte Basis haben dürfte. So sind Nanopartikel in Lebensmitteln ohnehin nicht erlaubt, weshalb Horrormeldungen von Nanoketchup oder Nanoschokolade als reine Panikmache angesehen werden können. Vereinzelt gibt es zwar innen mit einer stabilen Nanobeschichtung versehene Ketchupflaschen oder Verpackungen, in den Lebensmitteln selbst befinden sich jedoch definitiv keine Nanopartikel.

So erklärte Toxikologe Prof. Dr. Harald Krug von der Forschungsanstalt Empa in St. Gallen (Schweiz) in einer ZDF-Sendung, man habe in den vergangenen Jahren in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Namen „NanoCare“ geförderten Projekt allein 30 Materialien untersucht und es wären keinerlei gesundheitliche Gefahren feststellbar gewesen. Gegen die vom UBA geforderte Kennzeichnungspflicht für Produkte, welche Nanopartikel enthalten, hat Prof. D. Krug keinerlei Einwände. So wird beispielsweise das in der Kosmetik verwendete Titandioxid bereits heute als Zusatz auf entsprechenden Sonnenschutzprodukten angegeben und es müsste dann halt nur noch „nano“ in Klammern dahinter gesetzt werden. Zudem existiert bereits eine EU-Verordnung, die eine solche Kennzeichnungspflicht ab 2012 ohnehin bereits festgeschrieben hat. Hier wird etwas demonstrativ gefordert, das bereits fertig vor der Tür steht.

Deutlich kritischer reagiert die Interessenvereinigung NanoBioNet e. V. Deutschlands führendes Netzwerk für Nano- und Biotechnologie, weist die zum Teil missverständlichen und einseitigen Darstellungen in der jüngsten Presseinformation des Umweltbundesamtes (UBA) zum Thema Nanotechnologie zurück und verlangt die Rückkehr zu mehr Seriosität in der Debatte. Der Bericht bringt nach Ansicht von NanoBioNet keine neuen Erkenntnisse zu Gefahrenpotenzialen, sondern fasst lediglich bereits seit Jahren Bekanntes zusammen und verschweigt die Ergebnisse jahrelanger Risikobegleitforschung. Jochen Flackus, Vorstandsvorsitzender von NanoBioNet in einer aktuellen Pressemitteilung: „Die Nanotechnologie wurde in ihrer Entwicklung von Anfang an von Risikoforschung begleitet, um sehr hohe Standards in Sicherheitsfragen zu entwickeln. Heute haben wir diese strengen Vorschriften, an die sich die Nano-Akteure in Forschung, Entwicklung und Produktion in Deutschland halten.“

Die saarländischen Technologie-Netzwerke NanoBioNet e. V. und cc-NanoChem e. V. hatten bereits im Sommer 2009 einen „Verhaltenskodex Nanowissenschaften und -technologien“ verabschiedet, der für alle Netzwerkmitglieder verbindlich ist. Der Kodex, der sich eng an EU-Richtlinien und die Empfehlungen der NanoKommission der Bundesregierung anlehnt, geht in seinen Anforderungen und vorgeschriebenen Standards sogar noch über die bestehenden gesetzlichen Vorschriften hinaus und stellt die erste Selbstverpflichtung von Unternehmen und Akteuren in einem Netzwerk in Deutschland dar.

Jürgen Schott von der Creation Direkt international GmbH bedauert die auf falsch dargestellten Fakten beruhende Diskussion. Das NanoBioNet Mitgliedsunternehmen Creation Direkt ist Marktführer (Marke CDNano™) für Produkte der Nanotechnologie im deutschen Direktvertrieb und vertreibt vor allem Produkte zur Oberflächenveredelung. „Im Bereich der Oberflächenveredelung sind die Nanomoleküle in einer festen Matrix eingebunden, sonst gäbe es keinen Lotuseffekt, da die Nanopartikel überall eindringen würden“, so Jürgen Schott, „unsere Produkte bestehen hauptsächlich aus Silizium und anderen organischen Partikeln. Nanoprodukte mit Silbernano-Molekülen lehnen wir und unsere Hersteller grundsätzlich ab und auch Titandioxid ist in keinem unserer Produkte enthalten“.

Es ist Tatsache, dass in Ketchup, Brühwürfeln, Schokolade und anderen Lebensmitteln definitiv keine Nanopartikel stecken. Warum mit derartigen Falschmeldungen Menschen unnötig verunsichert werden, ist nicht nachvollziehbar. Es ist aber auch Tatsache, dass Nanotechnologie bereits in vielen Bereichen unseres Lebens Einzug gehalten hat und von den meisten Menschen hierzulande auch täglich genutzt wird, wenn auch ohne es direkt wahrzunehmen. So befinden sich Nanopartikel auf vielen Oberflächen, in Lacken, Sanitärkeramik, Fensterscheiben. Auch in Computern oder unserem geliebten Mobiltelefon befinden sich Nanoschaltkreise. Mehr Sachlichkeit wäre in der Information jedoch in jedem Fall wünschenswert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung informiert seit Jahren über die Webseite www.nanotruck.de objektiv über alle Aspekte der Nanotechnologie.

© 11.2009 Norbert Warnke

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